Wir gedenken der Toten – Allerheiligen.
Am 1. November jeden Jahres feiern die Christen Allerheiligen. An diesem Tag wird der verstorbenen Ahnen gedacht und um ihrer zu ehren, versammeln sich die Nachfahren auf dem Friedhof an deren Gräbern, zünden Kerzen an, beten und singen ihnen Lieder. So tat es auch ein Kamerad unseres XVIII. Ak.-Bezirks im benachbarten II. B. Bezirk in einem kleinen unterfränkischen Dorf, wo seine Wurzeln liegen. Bei einem Treffen erzählt er:
„In der Abenddämmerung machten wir uns auf den Weg zum Friedhof an das Grab meiner Urgroßeltern. Mein Opa, der mittlerweile über 90 Jahre alt ist, saß bereits da auf seinem mitgebrachten Schemel. Ich beweihräucherte das Grab, sprach ein kurzes Gebet, und entfachte eine Kerze, die zusammen mit den anderen Lichtlein für eine andachtsvolle Atmosphäre sorgte. Schon ertönten die ersten Klänge der Dorfmusikkapelle, die die Messe begleitete. Ich warf einen Blick auf die angrenzenden Grabsteine und sah das eingravierte Eiserne Kreuz vor dem Namen eines im sog. Zweiten Weltkrieg Gefallenen, das auch vor meines Urgroßvaters Namen prangert. ‚Mein Vater war der einzige Soldat aus dem Dorf, der nach Hause geholt wurde.‘, erzählte mein Großvater mit Tränen in den Augen. Alle anderen Körper der einstigen Kameraden sind irgendwo begraben und nur Gott allein weiß, wo.
Als einer der letzten Gefallenen der aktiven Kampfhandlungen ereilte meinen Urgroßvater dasselbe Schicksal wie einstmals so vielen Deutschen. ‚Wir wollen nun all jener gedenken, die durch kriegerische Handlungen zu Tode kamen‘, ertönte die Stimme des Sprechers aus den Lautsprechern. ‚Dazu singen wir das Lied vom guten Kameraden.‘
Ich hatt’ einen Kameraden,
Einen bessern find'st du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
In gleichem Schritt und Tritt.
Eine Kugel kam geflogen,
Gilt's mir oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen,
Als wär's ein Stück von mir.
Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad.
Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew'gen Leben
Mein guter Kamerad!
Das Lied wurde 1809 vom Badener Ludwig Uhland in Tübingen verfaßt, 1825 bekam es seine Melodie von Friedrich Silcher. Gesungen wird es seit jeher zum Gedenken an die Opfer des fortwährenden Weltkriegs.
Obgleich sich an jenem 1. November gewiß kaum einer der Tatsache bewußt war, daß der Krieg 1918 nicht beendet wurde, ist es dennoch ein gutes Zeichen, daß der Ahnen und der Kameraden gedacht wurde. Mit dem Gedenken kommt vielleicht auch irgendwann das Erinnern und Besinnen. Zum Ende spielte die Kapelle das fränkische Lied ‚Ruhet sanft, ihr entschlafenen Brüder‘.
Ruht sanft, ihr entschlafenen Brüder! Wir sehen mit Freuden
uns wieder in der Seligen Wohnungen dort,
Dann scheiden wir ewig nicht wieder. Wir singen Gott
jubelnde Lieder ohne Jammer und drückende Not,
Wir werden Gott besser erkennen, viel freudiger 'Vater' ihn
nennen, mehr ihn lieben, vollbringen mit Freud,
Wir bringen beim göttlichen Throne dann Preis dem
verherrlichten Sohne, der den Weg zu dem Himmel uns wies.
Mit Demut im Herzen nahmen wir voneinander Abschied. Von Hoffnung und Zuversicht getragen bin ich bereit, alles zu tun, um in eine friedvolle Zukunft zu gehen. Für mich, meine Familie, meine Ahnen. Für Volk und Vaterland.“